Mit Beharrlichkeit ans Ziel

Erfolgreiche Menschen auf der ganzen Welt verbindet eine wichtige Eigenschaft: Ausdauer!

Walt Disney stieß in seiner Karriere immer wieder auf Finanzierungsprobleme bei der Umsetzung seiner großen Ideen und visionären Projekte. Niemand wollte ihm für seine, zur damaligen Zeit größenwahnsinnig anmutenden, Ideen Kredit gewähren. Sowohl der erste Trickfilm in Spielfilmlänge als auch sein ambitioniertes Disneyland-Projekt drohten am Geld zu scheitern. Entmutigen ließ sich der Micky Maus-Erfinder dennoch nicht: Auch wenn er bei Dutzenden von Banken vorsprechen musste und abblitzte, so verhandelte er doch immer weiter mit potenziellen Geldgebern und schaffte es schließlich Investoren für seine Projekte zu begeistern.

Auch J.K. Rowling musste einiges an Ausdauer an den Tag legen, bevor sich der große Erfolg einstellte. Die Bestsellerautorin lebte, als sie den ersten Harry-Potter- Band schrieb, als alleinerziehende Mutter von Sozialhilfe. Ihr Agent, Christopher Little, bot das Manuskript vielen Verlagen an – und kassierte immer wieder Absagen. Selbst Kinderbuchexperte Barry Cunningham, der Rowling schließlich, 1997, für Bloomsbury Publishing unter Vertrag nahm, riet ihr, nicht ausschließlich auf ihren Erfolg als Autorin zu setzen. Zwar wissen wir nicht, wie viel Rowling bislang mit ihrem Zauberlehrling verdient hat, doch klar ist: Einen Nebenjob benötigt die heute 51-jährige Schriftstellerin ganz sicher nicht mehr!

Talent und gute Ideen reichen nicht aus

Natürlich sind die außergewöhnlichen Erfolgsgeschichten von Walt Disney und Joanne K. Rowling kein Maßstab für uns alle. Dennoch können wir an ihrem Beispiel etwas ganz Wichtiges lernen: Eine gute Idee, ein gutes Produkt oder ein besonderes Talent allein reichen meist noch nicht aus, um erfolgreich zu sein. Wir benötigen dafür auch eine gute Portion Geduld und Beharrlichkeit!

Ganz plastisch wird das im Leistungssport: „Kacheln zählen“ nennen es etwa die Leistungsschwimmer mit leiser Ironie, wenn sie Stunde um Stunde, Trainingstag um Trainingstag durchs Becken pflügen, um Kondition aufzubauen bzw. auf hohem Niveau zu halten. Auch wenn im Job die Notwendigkeit eines harten Trainings nicht so offensichtlich ist: Auch hier müssen Talente langsam, aber stetig kultiviert, Erfahrungen gesammelt und mit Durchhaltevermögen Ziele verfolgt werden. Wer im Bewerbungsgespräch Ungeduld als persönliche Schwäche angibt, weil er meint, damit noch das geringste Übel in Sachen Soft Skills zu wählen, der irrt. Ich sehe es gerade in unserer schnelllebigen Zeit als große Stärke, einen Weg mit Ausdauer und Beharrlichkeit zu gehen, sich an schwierigen Projekten auch mal festzubeißen, den richtigen Zeitpunkt abwarten zu können. „The harder you practice, the luckier you get”, brachte es der südafrikanische Golfprofessional Gary Player, einer der erfolgreichsten Golfer aller Zeiten, einmal auf den Punkt: Glück müssen wir uns verdienen, mit Fleiß und Beharrlichkeit.

10 Jahre, 10.000 Stunden Training, 110 Prozent

Ein bisschen vereinfacht, aber im Kern doch aussagekräftig, ist die sogenannte „10-Jahres-Regel“. Sie besagt, dass Spitzensportler wenigstens zehn Jahre und 67 10 000 Stunden mit hochwertiger, bewusster Praxis verbringen müssen, um außergewöhnliche Erfolge zu erzielen. Auch bei geistiger Arbeit führt letztlich nur Konsequenz zum Durchbruch. Ein „Geistesblitz“ trifft meist denjenigen, der sich zuvor schon intensiv mit einem Thema beschäftigt hat. Und bevor eine Erfindung zur Marktreife gelangt, wurden oft schon Dutzende von Prototypen entwickelt. Die Quintessenz für alle, die ein großes Ziel erreichen möchten: Nur harte Arbeit und Geduld führen zum Erfolg. Führungskräfte oder Mitarbeiter, die aufsteigen wollen, müssen mehr leisten als andere. Sie müssen 110 Prozent geben und bereit sein, auch in wichtigen Phasen mal auf Freizeit zu verzichten. Doch sie sollen es freiwillig, mit Blick auf ihr Ziel und voller Begeisterung, tun. Selbstdisziplin und Ausdauer sind, das lehrt die Erfahrung, oft noch wichtiger für den Erfolg eines Menschen als seine Intelligenz. Für den schulischen Erfolg haben dies amerikanische Forscher in einer Studie bereits nachgewiesen. Es liegt nahe, dass dies ebenso für die berufliche Karriere gilt. Wie sieht es bei Ihnen aus: Lassen Sie sich schnell für Projekte begeistern, aber ebenso schnell wieder entmutigen? Wie viele Ihrer Vorhaben des vergangenen Jahres haben Sie zu Ende gebracht?

Willensstarke Kinder,erfolgreiche Erwachsene?

In einer legendären Langzeitstudie hat der US-amerikanische Forscher Walter Mischel Kinder über viele Jahre hinweg begleitet und dabei festgestellt: Wer schon als kleines Kind Ausdauer bewiesen hat, bringt aller Voraussicht nach als Jugendlicher und Erwachsener bessere Leistungen und führt ein erfolgreicheres Leben.

Weltweit von sich Reden gemacht hat der Neuropsychologe mit seinem legendären „Marshmellow-Test“, der sich als ebenso einfache wie effektive Testmethode erwies. So lud er Vorschulkinder einzeln in einen kargen Untersuchungsraum ein, auf dem Tisch vor die Kids stellte er einen Teller mit einem Marshmellow. Den vier- bis sechsjährigen Kindern stellte er in Aussicht, dass sie noch eine zweite Süßigkeit erhielten, wenn sie es schafften, den greifbar nahen Marshmellow nicht zu verspeisen, bis er zurück in den Raum komme. Er müsse noch etwas erledigen und sei in ein paar Minuten zurück. Lange 15 Minuten ließ der Forscher die Kinder warten und beobachtete ihr Verhalten von einem Nachbarzimmer aus durch einen Einwegspiegel.

Wie zu erwarten war, aß ein Teil der Kinder die Süßigkeit sofort bzw. bereits nach wenigen Minuten auf. Ein Teil der Kinder hielt problemlos durch, ein Teil dachte sich allerhand aus, um der süßen Versuchung erfolgreich widerstehen zu können.

13 Jahre später lud Mischel die 500 Testkinder von damals wieder ein und siehe da: Diejenigen, die als Vorschulkinder der kurzfristigen Versuchung nicht erlegen waren, waren als junge Erwachsene deutlich zielstrebiger und erfolgreicher in Schule und Ausbildung. Die Willensstarken konnten besser vorausplanen, besser mit Frustrationen umgehen, hatten stabilere Beziehungen, sie waren selbstbewusster und neigten weniger zu Suchtverhalten.

Durchhaltevermögen: Mix aus Genen, Erziehung und Übung

Auch spätere Untersuchungen bestätigten immer wieder Mischels Erkenntnisse: Die geduldigen Kinder von einst präsentierten sich auch Jahrzehnte später als die erfolgreicheren. Das Fazit des bekannten Neuropsychologen: Starke Willenskraft und die Fähigkeit zur Selbstkontrolle sind wichtig für ein erfolgreiches Leben. Doch ist damit unser Schicksal schon festgelegt, weil diese Fähigkeiten angeborene Charakterstärken sind? Oder lassen sie sich durch Erziehung und soziale Umgebung beeinflussen? Können wir sie gar selbst trainieren?

Walter Mischel jedenfalls ist davon überzeugt, dass nicht allein unsere Erbanlagen entscheiden, sondern Erziehung und Persönlichkeitsentwicklung zu einem Plus an Ausdauer und Beharrlichkeit beitragen können. Dabei rücken nicht diejenigen in den Blick, die der süßen Versuchung problemlos standhalten konnten, sondern diejenigen, die sich durch eine individuelle Strategie solange abgelenkt hatten, bis die 15 Minuten überstanden waren. Neben gezielter Ablenkung war auch positive Motivation notwendig. Wenn wir optimistisch nach vorne schauten und höhere Ziele verfolgten, dann fiele es uns deutlich leichter auf kurzfristige Belohnungen zu verzichten. Auch Ökonomieprofessor und Buchautor Matthias Sutter glaubt, dass wir unsere Fähigkeit zur Ausdauer fördern können, um langfristige Ziele leichter zu erreichen.

AUSDAUER Die 5 besten Tipps!

• Sehen Sie Ihr Vorhaben als Marathon, nicht als Sprint. Auch an einen Marathonlauf können Sie sich nur mit Geduld herantasten. Und er wird nicht schon auf den ersten Metern entschieden.

• Rufen Sie sich stets ins Gedächtnis: Erfolg braucht seine Zeit. Richten Sie auch Ihren Aktionsplan darauf aus. Setzen Sie sich Woche für Woche ein realistisches Aufgabenpensum, an das Sie sich aber konsequent halten.

• Setzen Sie sich Etappenziele. Belohnen Sie sich zwischendurch auch für Teilerfolge. Das motiviert Sie, durchzuhalten!

• Verlieren Sie sich nicht in Details, behalten Sie stets das große Ganze im Blick, tragen Sie Ihr Zielfoto im Kopf!

• Führen Sie ein Erfolgstagebuch. Vermerken Sie darin Ihre Fortschritte und erhöhen Sie so Ihre Motivation entscheidend.